Gelegentlich sah es so aus, als hätte man sich in einen tschechischen Märchenfilm verirrt – es war aber tatsächlich die Zeugnisverleihung der FOSBOS, kleidungsmäßig zum Teil geprägt vom Neuburger Schlossfest. Klanglich war die Feier dem Treiben in der Altstadt weit überlegen: Die Schulband unter Leitung von Manuel Wasilesku sorgte beim Gottesdienst und zwischen den Reden für den emotional-unterhaltsamen Rahmen; Leonie Häger, Anna Grüner, Diogo Dias da Sousa, Uur Ismailov und Moritz Rein erhielten viel Applaus.
Im Zwei-Schicht-Betrieb wurden die 237 Zeugnisse verliehen: Zunächst bekamen die Schülerinnen und Schüler der 12. Klassen ihre Zeugnisse, im zweiten Teil die Schülerinnen und Schüler der BOS und der 13. Klassen. Erschöpft, erleichtert und zu Recht stolz feierten sie mit Eltern, Freunden und Lehrkräften im sonnigen Innenhof.
Den Auftakt machte ein ökumenischer Gottesdienst, vorbereitet von einer Schülergruppe der 13. Klassen und begleitet vom evangelischen Religionslehrer und Pfarrer Jürgen Bogenreuther sowie vom katholischen Pfarrer Dominic Leutgäb begleitet. Im Mittelpunkt stand das Lebenslabyrinth eines jeden einzelnen, die Umwege und Verirrungen, aber auch die Zuversicht, dass jeder Schatten auch ein Wegweiser ins Licht ist. Auch diesen Part ergänzte die Schulband.
Alle Rednerinnen und Redner waren voll der Freude und des Stolzes, richteten ermutigende Worte ans Publikum, bedankten sich bei fast allen und wünschen allen (besonders den Abiturientinnen und Abiturienten) alles Gute.
Landrat Peter von der Grün versprach den Absolventinnen und Absolventen, dass eine spannende Zeit auf sie warte. „Geht hinaus in die Welt – und kommt wieder zurück!“ Denn der Landkreis biete großartige Perspektiven, nicht zuletzt durch den Neuburger Campus der THI.
Beim Part für die FOS-12. gratulierte Schülersprecher Andreas Braun zunächst sich selbst, die Rede halten zu dürfen – schließlich ist er vom Ziel Fachabitur noch ein Jahr entfernt. Er ermutigte seine Mitschüler, sich nicht unter Wert zu verkaufen, nahm ihnen aber die Illusion, das Leben werde sich jetzt um 180 Grad drehen – egal ob nun eine Ausbildung, ein Studium oder ein unterfinanziertes Praktikum anstehe. Und mit dem Dank an abschlussreden-schnell-und-einfach.de hatte der Schülersprecher am Ende seiner kurzweiligen Rede die Lacher nochmal auf seiner Seite.
In der zweiten Halbzeit (für die BOS und die 13. Klassen) hob Schülersprecherin Bernadette Seitz die enge Verbindung der Schülerinnen und Schüler untereinander hervor, teilweise habe sie diese viel häufiger gesehen als ihre Familie. Die Vorbereitung auf die Prüfungen sei stressig gewesen, bisweilen ein Kampf, und dennoch: „Ich würde es auf jeden Fall wieder machen!“ Was aber nicht erforderlich ist, denn auch die Schülersprecherin bekam ihr Abschlusszeugnis überreicht.
Elternbeiratsvorsitzende Nicole Seichter erinnerte daran, dass das (Fach-)Abizeugnis sicher nicht das letzte Zertifikat ist – sondern der Türöffner für neue Räume, in denen es wiederum neue Türen gebe.
Schulleiter Matthias Fischer verglich das Aufwachsen von jungen Menschen mit dem von Mäusen: Diese machen eine rasante Entwicklung durch und verlassen nach nur sechs Wochen das elterliche Nest. Wesentlich mühsamer und langwieriger gehe das beim Menschen, da dauere es etwa zwei Jahrzehnte, bis der Nachwuchs das Nest verlässt. Dieser Zeitpunkt sei nun gekommen. Für das Leben danach seien die Absolventinnen und Absolventen bestens vorbereitet, „für die freie Wildbahn mit allen ihren Risiken und Gefahren, aber auch all ihren zahlreichen Chancen und vielfältigen Möglichkeiten“. Nun sei es an den jungen Menschen, im weiteren Verlauf ihres Lebens Dinge positiv zu verändern.
Der Schulleiter verabschiedete sich nicht nur von den 237 Absolventinnen und Absolventen, sondern auch von seiner ständigen Vertreterin – so lautet die offizielle Bezeichnung für Anja Heßlinger, die drei Jahre lang die FOSBOS geleitet hat und ab dem kommenden Schuljahr ihre vielfältigen Ideen an der FOSBOS Donauwörth umsetzt und weiterentwickelt.
Es folgte die Übergabe der Zeugnisse und die Ehrung der Besten. Der Allerbeste ist Makram Koucha (FT 12a) mit einem Schnitt von 1,15 – den er im kommenden Jahr in der 13. Klasse verbessern möchte. Eva Mayr (FW 13) erreichte einen Schnitt von 1,23, Nicolas Prell (BW 13) von 1,29. Für den guten Zusammenhalt unter den Schülerinnen und Schülern spricht auch, dass einige jener dabei waren, bei denen es dieses Jahr mit dem Abi (noch) nicht geklappt hat.
Nach all den Reden und Übergaben wurde es feierlich im engeren Sinne. Ein Gläschen Sekt, hier und da ein Foto, dramatische Erzählungen von Versagensängsten und grandiosen Erfolgen, ironischer Rückblick auf die vergangenen Wochen, Gelächter und Ausgelassenheit, ein paar Worte mit den Lehrkräften – und dann: raus auf die freie Wildbahn, rein ins Schlossfest und eine Woche später zum Abiball.
Fotos (bis auf Titelbild): Marcus Prell